Deutsche Seemannsschule Finkenwerder

die " Großherzogin Elisabeth "

Grossherzogin Elisabeth, Sammlung Michael Krüger


Seite   1


Habe da mal vor einiger Zeit ein altes Album bekommen, da waren unter anderem auch alte Bilder der Seemannsschule Finkenwerder dabei. Sie stammen aus dem Jahr 1943, also eine nicht sehr schöne Zeit der Schule, was sich aber nicht totschweigen lässt. Die deutsche Seemannsschule erwarb dieses Vollschiff 1932, nachdem  die Weltwirtschaftskrise zugeschlagen hatte und das Vollschiff still gelegt wurde. Die genauen Umstände kann man auch in dem Buch " Die Geschichte der deutschen Seemannsschule Hamburg " ISBN 3-8225-0213-8  lesen, siehe hier. Schreibe noch ein wenig, wie es mit dem Schiff weiterging und natürlich sind noch einige Bilder von 1943 zu sehen. Quelle Bilder: Michael Krüger, Quelle Information: Maria Möring aus dem oben genanntem Buch. Einige von Euch kennen die Schule vielleicht nur aus den 60/70er Jahren, aber sie hat eine lange Tradition gehabt. Hier also ein paar Ausschnitte aus dem Buch:

Unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise sah sich der Deutsche Schulschiffverein 1932 gezwungen, eines seiner beiden ihm noch verbliebenen Segelschiffe, das Vollschiff „Großherzogin Elisabeth“, stillzulegen. Immer noch war ja für angehende Nautiker eine Fahrzeit auf einem Segelschiff vorgeschrieben. Die Deutsche Seemannsschule in Hamburg erwarb dieses Schiff. Damit wurde eine Verbesserung der Ausbildung erreicht. Nach der Machtergreifung versuchten die Nationalsozialisten, die Deutsche Seemannsschule wie andere ähnliche private Einrichtungen gleichzuschalten und in die Marine-SA zu übernehmen. Das Kuratorium der Schule vermochte zwar diese Angriffe abzuwehren, musste aber notgedrungen der Reichsverkehrsgruppe Seeschifffahrt Einfluss einräumen. Sie wählte künftig die jugendlichen Seemannschüler aus. Für Kapitän Ernst Wagner, Leiter der Schule seit Dezember 1938, bedeuteten diese Eingriffe manche Störung. Nun wurde auch die Geschäftsstelle, welche sich zuletzt im Gebäude der Seefahrtsschule an den Rainville-Terrassen in Altona befunden hatte, nach Finkenwerder verlegt, und die „Großherzogin Elisabeth“, die bis dahin bei der Stackmeisterei gelegen hatte, fand einen neuen Liegeplatz vor dem Schulgebäude.


Bei Kriegsausbruch 1939 wurde eine Flakbatterie auf das Schulgelände verlegt. Der Schulbetrieb ging weiter, denn der Bedarf an Seeleuten hielt an. Die „Großherzogin Elisabeth“ wurde für die Unterbringung von etwa 120 Schülern umgebaut. Am 6. September 1944 wurde der durch die ständigen und überaus schweren Bombenangriffe gestörte Ausbildungsbetrieb auf Finkenwerder eingestellt, das Gebäude der Deutschen Werft übergeben und die leicht beschädigte „Großherzogin Elisabeth“ seeklar gemacht. Im Schlepp nach Wismar an der Ostsee versegelt, machte sie dort im Holzhafen fest und die Unterrichtung der Seemannsschüler nahm ihren Fortgang. Nach den schweren Luftangriffen auf Wismar wurde das Schulschiff am 20. April 1945 auf Außenreede gelegt. Nur wenige Stunden vor dem Einmarsch der Russen verholte es am 2. Mai 1945 im Schlepp eines Luftwaffentankers nach Fehmarn Reede. Zwei Tage später griffen englische Flugzeuge im Tiefflug mit Bomben und schweren Bordwaffen das Schiff an. Frau Wagner, welche sich im Dienst der Schule ebenfalls an Bord befand, musste ein Arm und ein Bein amputiert werden, drei Schüler erlitten leichte Verletzungen. Am 8. Mai 1945 beschlagnahmte der Royal Marine Commander das Schulschiff. Nach den dringendsten Reparaturen wurde es erst nach Neustadt, später dann nach Kiel verholt und hier am 15. August 1946 den Franzosen übergeben. Im Schlepp nach Brest verbracht, diente die „Großherzogin Elisabeth“, welche in „Duchesse Anne“ umbenannt worden war, der französischen Kriegsmarine noch bis 1957 als Wohnschiff.
Später diente sie als Ferienunterkunft. Zeitweise lag die „Duchesse Anne“ auch in Lorient, aber schließlich kam sie wieder zurück nach Brest und verrottete dort mehr und mehr. Plünderer trugen noch ihren Teil dazu bei, und 1961 war das Schiff reif zum Verschrotten. Zwar machten sich einige Fachleute und Kapitäne für ihre Erhaltung stark, erreichten aber nur, dass die „Duchesse Anne“ in einer Ecke des Hafens weiter vor sich hin rostete. 1980 war von dem einstmals schönen Schiff nur noch ein Schrotthaufen übrig, der kaum noch schwimmfähig war. Doch da zeigte sich die Stadt Dünkirchen bereit, das Schiff zu kaufen und wieder herzurichten. Für einen symbolischen Preis von 1 Franc ging das Wrack in den Besitz der Stadt Dünkirchen über. Die „Duchesse Anne“ wurde im September 1981 nach dort geschleppt, glücklicherweise bei gutem Wetter, sonst hätte sie die Schleppfahrt wohl kaum überstanden. Der Verein der Freunde der „Duchesse Anne" wurde gegründet mit dem Ziel, für ihre Restaurierung zu sorgen. Alles wurde mit viel Engagement wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Und so liegt die „Duchesse Anne“, ex „Großherzogin Elisabeth“, heute als Zierde und Attraktion im Hafen vom Dünkirchen.